Unter einer Zunft versteht man allgemein den Zusammenschluss von Handwerkern, wie beispielsweise die Bäckerzunft, Metzgerzunft, Küferzunft u.ä..
Mit diesen Zünften haben die Waldlaubersheimer Zünfte nichts zu tun. Hier im Ort gibt es nach jahrhundertealten Überlieferungen vier Zünfte, die nach ihrer Ortslage bezeichnet werden: Die Oberzunft, die Unterzunft, die Hinterzunft und die Schweizerzunft. Die Zünfte in Waldlaubersheim sind somit Zusammenschlüsse der Dorfteile. Man könnte sie auch organisierte Nachbarschaftshilfen nennen. Angeführt wird die Zunft von einem Zunftmeister, der halbjährlich wechselt.
Was ist (war) nun der Sinn und Zweck unserer Zünfte? Es ging um Beistand und Hilfe in allen Lebenslagen. Besonders bei plötzlichen Fehlschlägen in der Familie oder im landwirtschaftlichen Betrieb, den ja früher jeder hatte, und war dieser noch so klein. War eine Seuche in einem Stall ausgebrochen oder ist durch ein Schicksal jemand in der Feldarbeit nicht mitgekommen, so hatten die Zunftbrüder zu helfen. Ist einmal eine Scheune und der Stall abgebrannt, so hatten die Zunftbrüder das Vieh unterzubringen und beim Aufräumen und Wiederaufbau zu helfen. Es war Pflicht, nach den Anweisungen des Zunftmeisters dem Nachbarn zu helfen. Dies betraf auch die Hilfe bei Sterbefällen. Während noch heute der Zunftmeister die Sargträger einteilt, und aus jedem Haushalt ein Familienmitglied an der Beisetzung teilnehmen soll, gruben bis Mitte des letzten Jahrhunderts die Zunftbrüder auch das Grab aus.
Die Zunft hat heute nicht mehr die weitreichende Bedeutung, wie bis ca. der Mitte des letzten Jahrhunderts. Die Tradition hat sich bewahrt, so ist noch heute an einem Samstag im Februar Zunfttag. Die Familienvorstände, (fast) ausschließlich Männer, kommen zusammen, um sich über das Geschehen in der Zunft zu unterhalten. Eine Ausnahme stellt die Schweizer Zunft dar. Laut Statuten kann, seit der Jahrhundertwende um 1900 auch eine Frau Familienvorstand sein. Man nutzt die Zunftversammlung, um sich über das Geschehen in der Zunft und in der Ortsgemeinde zu unterhalten und zu bewerten, und man gedenkt den Verstorbenen der letzten 12 Monate. Anschließend sitzt man gemütlich zusammen beim Gläschen Nahewein und singt auch schon einmal ein (Zunft)lied.Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Zünfte nach wie vor ein Teil dörflicher Tradition und des nachbarschaftlichen Zusammenlebens pflegen, und mittlerweile zusätzlich jeweils – nach Zünften getrennt – ein Sommerfest für die gesamte Familie ausrichten.
Die Zünfte stellen sich vor:
Hinterzunft
Oberzunft
Unterzunft
Schweizer Zunft